Nordkurdistan wird vom Krieg beherrscht (4)

gimgimCivaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, 19.09.2015

So langsam rollt der Wahlkampf für die Neuwahlen in der Türkei am 01. November an. Und es zeichnet sich zumindest in Nordkurdistan ein Wahlkampf ab, der von einer Atmosphäre des Krieges bestimmt wird. Denn es sind derzeit vonseiten der AKP keine Anzeichen für eine Deeskalation der Lage zu erkennen. Ganz im Gegenteil, die Ereignisse der letzten Tage machen deutlich, dass die Polizei- und Militärkräfte des türkischen Staates gezielt auf Provokationen setzen, die zu einer zusätzlichen Eskalation der Lage führen sollen.

Bomben auf einen Friedhof in Gimgim

Einer dieser Provokationen fand am letzten Donnerstag (17.09.) in Gimgim (Varto) statt. Das türkische Militär bombardierte am frühen Morgen mit vier Helikoptern einen Friedhof in Gimgim, auf dem die Leichname von Guerillakämpfern der Volksverteidigungskräfte (HPG), die bei militärischen Auseinandersetzungen ums Leben gekommen sind, bestattet sind. Nach einer ca. zehnminütigen Bombardierung haben die türkischen Staatskräfte den Friedhof einschließlich einer Moschee und einem Cem-Haus ((Alevitisches Gebetshaus)) unter Einsatz von Arbeitsmaschinen komplett zerstört, wie örtliche Quellen berichten.

Festgenommene HPG-Kämpfer schwer gefoltert

Ebenfalls am 17. September tauchten Bilder im Internet auf, die drei festgenommene HPG-Mitglieder zeigten. Alle drei Personen, die auf den Bildern zu sehen sind, weisen Spuren von schwerer Folter auf. Die drei HPG-Kämpfer sollen am 15. September im Ort Tatos (Tekman) in der Provinz Erzîrom (Erzurum) festgenommen worden sein. Die Bilder der gefolterten Personen wurden wohl von türkischen Soldaten, die vor Ort waren, veröffentlicht.

Festnahmewellen nehmen kein Ende

Auch die staatlichen Repressionen gegen zivile kurdische AktivistInnen nehmen kein Ende. Jüngstes Beispiel hierfür ist die Festnahme von 83 FriedensaktivistInnen am Freitagabend, den 18.09. in der Provinz Elîh (Batman). Um eine militärische Auseinandersetzung zwischen der türkischen Armee und der HPG zu stoppen, wollten sich die AktivistInnen, unter denen sich auch der Co-Bürgermeister von Elîh und eine HDP-Abgeordnete befanden, in das Operationsgebiet bewegen. Allerdings wurden sie vom türkischen Militär daran gehindert und kurzerhand alle festgenommen.

Unterdessen setzen sich die Auseinandersetzungen zwischen dem türkischen Militär und der HPG ununterbrochen fort. Die HPG berichtet davon, dass sie allein in der vergangenen Woche in neun Provinzen in Nordkurdistan Aktionen durchgeführt habe. Der Medienbericht der türkischen Nachrichtenagentur DHA, wonach am Wochenende bei Luftangriffen auf die PKK Stützpunkte im Kandilgebirge 55 Guerillakämpfer ums Leben gekommen seien, konnte hingegen nicht bestätigt werden.

 

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