Ostkurdistan und Iran

Über keinen Teil Kurdistans sickern so wenige Informationen an die Öffentlichkeit wie aus Ostkurdistan, der den zweitgrößten der vier kurdischen Siedlungsgebiete darstellt. Das, was durchsickert, zeugt allerdings von einem äußerst autoritären Regime, das gnadenlos gegen jede politische Forderung der Kurdinnen und Kurden nach demokratischer Gleichberechtigung vorgeht. Zugleich wächst der internationale politische Druck auf das islamische Regime im Iran. Wir berichten hier über die Situation der Kurdinnen und Kurden im Iran und die Entwicklungen im Iran.
  • Kategorien

  • Zeitraum

»Im Iran kann man keine legalen Strukturen aufbauen«

riwar-awadananInterview mit Rêvar Awdanan, Mitglied im Vorstand der PJAK (Partei des Freien Lebens in Kurdistan)*
Das Interview führte Martin Dolzer

(…) Zuerst versuchte das Regime, unsere legalen Aktivitäten mit Folter und Verfolgung zu brechen. Als letztendlich kein demokratischer Weg mehr offenstand, sind wir in die Berge gegangen und haben uns als Guerilla organisiert. Wir mussten zu den Waffen greifen, um nicht vernichtet zu werden. (…)

Wie ist die Situation der Kurden im Iran?

Seit der Staatsgründung betreiben die iranischen Regime eine antikurdische Politik. Die Zeit von Ahmadinedschad war eine der schlimmsten. Es gab viele Hinrichtungen, Inhaftierungen und Folter. Nach dem …

Iran: Hinrichtung von zwei kurdischen politischen Gefangenen – weitere 26 stehen unmittelbar bevor

Pressemitteilung von Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V., 27.10.2013

Der kurdische politische Gefangene Habibullah Gulperipur wurde am 26.10. im Gefängnis von Urmiye, Iranisch-Kurdistan, gehängt. Der junge Politiker war seit 2007 inhaftiert und wurde schwer gefoltert. Die Behörden verlegten ihn ständig von einem Gefängnis ins andere.

Nach ersten Informationen der Familie von Gulperipur wurde sie aufgefordert, ins Gefängnis von Urmiye zu kommen. Dort teilte man ihr mit, ihr Sohn sei bereits gehängt und zum Leichenschauhaus gebracht worden. Die Familie konnte seinen Leichnam bislang weder sehen noch zur Bestattung mitnehmen.

Wegen Mitgliedschaft in der PJAK (Partei für ein Freies Leben …

»Die Repression geht unvermindert weiter«

kurdistan-iranIrans Präsident Rohani hatte vor der Wahl viele Versprechungen gemacht. Bisher ist nichts geschehen. Ein Gespräch mit Révar Awdanan
Interview: Martin Dolzer, Südkurdistan, 02.09.2013 

Révar Awdanan ist Mitglied des Vorstandes der »Partei des freien Lebens in Kurdistan« (Partiya Jiyane Azadiye Kurdistan, PJAK)

(…) Aufgrund jahrzehntelanger Unterdrückung liegt sämtliche Oppositionsarbeit brach. Die linken und sozialistischen Parteien haben ihre Arbeit weitgehend eingestellt oder sind ins Exil gegangen – in den Irak oder nach Europa. Die Versammlungsfreiheit, das Recht auf freie Meinungsäußerung und das Vereinigungsrecht sind faktisch ausgehebelt. Alle Bevölkerungsgruppen sind davon betroffen. (…)

Wie ist zur Zeit die Lage der Kurden im

Widerstand im Iran geht weiter

iran mapKritik an der Politik Deutschlands
Ercan Ayboga

Am 24.11.2012 fand in Erfurt eine Informations- und Diskussionsveranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) zur Opposition im Iran statt. Die TeilnehmerInnen diskutierten mit vier Referenten, die verschiedene Aspekte des gesellschaftlichen Widerstands und gesellschaftlicher Opposition im Iran abdeckten. Der Fokus dieser Veranstaltung lag bewusst nicht auf der Diskussion über das Atomwaffenprogramm des iranischen Staates, was in der Vergangenheit bei vielen Veranstaltungen der Fall gewesen war. Durch dieses Programm gilt der iranische Staat in der westlichen Mehrheitsöffentlichkeit immer mehr als die größte Gefahr für den Weltfrieden. Dabei wird oftmals der Eindruck erweckt, dass nach der »Grünen Revolte« …

Die Situation der KurdInnen im Iran

iranDie kurdische Frage ist immer wieder präsent
Kaksar Oramar, Journalist

17 % der 75 Millionen EinwohnerInnen des Iran sind KurdInnen. Ostkurdistan liegt im Westen des Iran und die KurdInnen leben in fünf Provinzen: West-Aserbaidschan (Asarbaidschan-e Garbi), Kurdistan (Kordestan), Kirmasan (Kermanschah), Îlam und Lorestan. Mehr als zwei Millionen KurdInnen leben als Folge der Vertreibung durch die Safawiden in der [ehemaligen] Provinz Chorasan. Die größten Städte Ostkurdistans sind Urmîya (Urmia), Kirmasan und Sine (Sanandadsch). In drei Städten Chorasans – in Quchan, Shirwan und Bodschnurd – sprechen die KurdInnen mehrheitlich Kurmandschi. Offiziell gibt es im Iran jedoch nur eine kurdische Region, und …

Drogen und Selbstmorde haben in Ostkurdistan erschreckende Ausmaße erreicht

ostkurdistanWas die Anzahl der Drogenkonsumenten in einem Land angeht, hat die Islamische Republik Iran weltweit die Nase vorn. Vor den Augen der Regimekräfte hat die Zahl der Drogenkonsumenten vor allem in Ostkurdistan (Nordwestiran) erschreckende Maße erreicht. Allein in der Region Sine sollen ca. 21 000 Menschen Drogen konsumieren. Auch die Zahl der Selbstmorde in Ostkurdistan hat Rekordhöhen erreicht. Nach Untersuchungen gibt es im Iran wöchentlich 13 Selbstmorde, von denen allein in der Provinz Ilam vier passieren.

Im Iran ist ein Transitland für Drogen und ein beachtlicher Teil wird im Inland konsumiert. Während im gesamten Iran schon Millionen von Menschen Drogen …

Bedrohte Natur Ostkurdistans

Ercan Ayboğa, Initiative zur Rettung von Hasankeyf

Nachdem mir seit Sommer 2011 immer wieder etwas in die Quere gekommen war, schaffte ich es schließlich doch, in die Islamische Republik Iran zu reisen. Über den Grenzübergang Bajirge (Esendere)/Sero gelangte ich von Nord-(Türkisch-)Kurdistan nach Urmîya (Urmia), in die Stadt, in der KurdInnen und AserbaidschanerInnen (Azeris) gemeinsam leben. Während der ca. 50 km langen Strecke ging es aus dem Zagros-Gebirge langsam, aber stetig bergab, immer wieder durch Dörfer und kleine Ortschaften, die von kahlen Bergen umsäumt sind. Bergen, die mit Wäldern wunderschön aussehen würden.

Das Fehlen von Wäldern in vielen Teilen Ostkurdistans …

Zur Lage der Kurden im iranischen Ostkurdistan

Hîva ResidîEine Perspektive für alle Völker dieser Welt
Hîva Residî, ehemaliger PJAK-Milizionär, im Interview

Dieses Interview mit dem Aktivisten Hîva Residî führte Dilzar Dilok am 25. Januar 2011. Hîva Residî war in Ostkurdistan als Milizionär der „Partei für ein Freies Leben in Kurdistan“ (PJAK) aktiv und an ihren politischen Arbeiten beteiligt. Wegen Repressionen und Morddrohungen des iranischen Regimes war er gezwungen, nach Südkurdistan zu emigrieren, wo er im Kandil-Gebiet lebt.

Wie ist die allgemeine Lage der Kurden in Ostkurdistan – wie viele leben dort, welche Organisierungsformen gibt es, ist die Bevölkerung einer Assimilationspolitik ausgesetzt, und wenn ja, wie ist das

Trotz Repression konnte die kurdische Opposition gestärkt werden

Interview mit dem Menschenrechtsaktivisten A. Maleksha, KMMK

Welches sind die Tätigkeiten des KMMK? Wie arbeiten Sie?
Ich bin tätig in der Organisation zum Schutz der Menschenrechte, dem KMMK (Komela Mafên Mirovan Kurdistan). Wir arbeiten von Europa aus. Unsere Organisation setzt sich für die natürlichen und demokratischen Rechte aller Menschen im Iran ein. Uns geht es darum, die menschenrechtswidrigen Aktionen des iranischen Regimes an die Öffentlichkeit zu bringen.

kck-festnahmeWir setzen uns insbesondere für die Minderheiten im Land ein, aber auch Iraner selbst wenden sich manchmal hilfesuchend an uns, wir schicken niemand weg; auch wenn unser Hauptaugenmerk auf die Situation der Kurden …

Iran: Vom wichtigen Akteur der antikurdischen Koalition zur außenpolitischen Isolation

turkei lupe1Mako Qocgiri

Die politische Tagesordnung im Nahen und Mittleren Osten befindet sich in einem Prozess des rasanten Wandels. Für die wichtigen politischen Akteure ist es sehr schwierig, zuverlässige Voraussagen über die politischen Entwicklungen in ihrer Region zu machen. Der Status quo ist ins Schwanken geraten. Die Mächtigen der Region müssen sich neu formieren, um ihre Interessen zu wahren. Hierbei ist jeder auf seinen eigenen Vorteil bedacht.

Da kann es durchaus auch einmal sein, dass dein Bündnispartner von gestern morgen auf der Gegenseite seinen Platz einnimmt. Diese bittere Erfahrung musste auch der Iran in den letzten Monaten machen: Noch im Sommer …